Der Herskabsstalden (herrschaftlicher Stall) von Schloss Schackenborg ist mit ikonischen Möbelklassikern des dänischen Möbeldesigners Hans J. Wegner eingerichtet. Hier erzählt seine Tochter Marianne Wegner über die Möbel ihres Vaters und die Kindheit und Jugend in Tønder.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass heute noch viele Menschen den dreibeinigen Schalensessel meines Vaters besonders ungewöhnlich finden. Doch 1963 war das noch ganz anders. Heute gibt es Spezialwerkstätten zum Formen des Holzes, die Teile für solche Sesseltypen liefern können. Doch damals gab es so etwas noch nicht. Daher durfte mein Vater abends in der Möbeltischlerei von Johannes Hansen zusammen mit dem Meister Thomsen seine Experimente machen. Dies hatte zur Folge, dass der Sessel hier zum ersten Mal gezeigt wurde, und danach auch bei der Ausstellung der Kopenhagener Tischlergilde, an der Johannes Hansen jedes Jahr teilnahm und die immer viele Besucher anzog, die die neuesten und handwerklich besten Leistungen der Möbeltischler bewundern wollten.
Doch ein Sessel, der aus geformten Sperrholzschalen auf einem laminierten Gestell mit drei Beinen bestand, war nicht das, was die meisten Besucher auf dieser Ausstellung erwarteten. Zwar gab es einige, die den Sessel neuartig und frisch fanden, doch die meisten waren der Meinung, dass er zu ausladend und viel zu modern war. Auch wurde der Ausdruck „frech“ benutzt – man sah es als Frechheit an, dass mein Vater überhaupt auf die Idee kommen konnte, einen solchen Sessel auszustellen, der auf einer Tischlerausstellung nichts zu suchen hatte. Und dann hatte er auch noch eines der Exemplare orangefarben gestrichen – oje!
Doch mein Vater liebte es, zu überraschen und sich mit neuen Ideen abzuheben. Und dass er den Sessel genau hier auf der Ausstellung der Tischlergilde zeigen konnte, hatte den großen Vorteil, dass sein Design die größtmögliche Aufmerksamkeit bekommen würde. Johannes Hansen hatte dem Sessel nicht, wie es sonst bei neuen Produkten üblich war, eine Produktnummer gegeben. Mein Vater hatte vielleicht die Hoffnung, dass ein Hersteller vorbeikommen würde, der diesen Sessel produzieren wollte, falls Johannes Hansen das nicht macht. In den folgenden Jahren wurden zwar einige Schalensessel in der Werkstatt von Johannes Hansen hergestellt, doch danach hörte man damit auf.
Es dauerte ganze 35 Jahre bis 1998, bis der Sessel wirklich in die Produktion geht. Johannes Hansens Werkstatt ist längst geschlossen und jetzt verfügen Carl Hansen & Søn über die Herstellungsrechte für den Sessel. Seit 1963 hat sich viel verändert. Die Wohnungen sind größer geworden und die Menschen haben seit Mitte der 1990er-Jahre einen Blick für etwas raumgreifendere und ungewöhnlichere Möbel entwickelt. Die Wiedereinführung des Schalensessels findet im Rahmen der Verkaufsmesse im Kopenhagener Bellacenter statt, wo er in Esche präsentiert wird. Das dänische Einrichtungsmagazin Bo Bedre zeichnet den Sessel mit dem Klassikerpreis des Jahres aus und seither ist das Interesse an dem Sessel rasant gestiegen. Neben Dänemark ist er besonders in Norwegen, wo er den Spitznamen „Smilet“ (das Lächeln) bekommen hat, sowie in Schweden und den USA populär.
Mai 2021, Marianne Wegner
Als mein Vater seinen CH23 Stuhl entwarf, verwendete man Seegras als Material für das Flechtwerk von Stuhlsitzen. Deshalb war es eine Neuheit, dass man stattdessen Papiergarn für die Sitze beim CH23 und drei weiteren Stühlen verwendete, die mein Vater gerade für Carl Hansen & Søn entworfen hatte. Papiergarn war durchaus bekannt, weil es zum Binden von Garben auf den Feldern verwendet wurde. Doch man musste nicht, ob das Material haltbar genug für Stuhlsitze war und sich nicht mit der Zeit durchsitzen würde. Zum Glück zeigte sich aber, dass das Material die Erwartungen voll und ganz erfüllte – und das sogar so gut, dass es heute Seegras praktisch verdrängt hat.
Auf den ersten Blick gleicht der CH23 vielleicht einem ganz normalen Stuhl. Doch bei näherem Hinschauen entdeckt man, dass er eine Reihe von Lösungen enthält, die außergewöhnlich und dennoch typisch für die Herangehensweise meines Vaters an das Design sind. Die Hinterbeine sind zum Beispiel oben und unten nach hinten gebogen. Dies dient natürlich auch dazu, dass der Stuhl nicht nach hinten kippt, aber die Neigung hat vor allem den Zweck, dass sie genau zur Rückenlehne passt, deren schräge Ausrichtung so gemacht ist, dass sie eine optimale Rückenstütze bietet. Ferner sind die flachen Fronten der Hinterbeine vom Sitz ineinander „gewunden“, so dass sie darüber genau in die Querbiegung der Rückenlehne passen. Und als Blickfang und um das Können der Werkstatt zu beweisen, haben die Holzstopfen, die die Schrauben der Rückenlehne verbergen, eine charakteristische Kreuzform bekommen.
Um den Handwerkern in der Werkstatt das Bespannen der neuen Stühle beizubringen, wurde ein Korbmacher angeheuert, der zur selben Pfadfindergruppe wie der Sohn des Eigentümers gehörte. Das bekannteste Flechtmuster für Sitze war und ist bis heute das so genannte Korbgeflecht. Die Vorgehensweise ist hier, die Schnur um die Zarge des Sitzes von außen zu „wickeln“, während man sich beinahe tänzerisch um den Stuhl bewegt. Für den Sitz des CH23 wurde das ungewöhnlichere Papiergarngeflecht („planflet“) verwendet, eine Art Gewebe. Auf die Weise wurde dem Sitz nicht nur ein markanteres Aussehen verliehen, sondern ein Grund für diese Wahl kann auch gewesen sein, dass Papiergarngeflecht gut geeignet war, um den Unterschied zwischen der vorderen und hinteren Sitzbreite beim CH23 auszugleichen. Die Vorgehensweise ist hier, dass man zunächst die Schnur des Garns von der Vorder- bis zur Hinterkante gezogen wird, wonach die querverlaufenden Schnüre eingewoben werden. Die Wendung an der Seite erfolgt dann, indem die Schnur nach unten um die Seitensprosse geführt wird, die aus demselben Grund direkt unter der Seitenzarge angeordnet ist.
Mai 2021, Marianne Wegner
Vielleicht war es ein Sägebock oder die Seitenansicht eines Klappstuhls, die meinen Vater zu diesem äußerst bequemen, stabilen und interessanten Stuhl inspiriert hat. In seiner einfachsten Form mit Holzsitz besteht er nur aus gerade einmal acht Elementen, während ein normaler Stuhl mit vier Beinen häufig 13 oder 14 Teile hat.
Die grundlegende Idee bei der Seitenansicht von einem normalen Klappstuhl und dem CH29 ist nicht sehr unterschiedlich. Doch betrachtet man die Details und die Sitzeigenschaften, dann sind die Unterschiede groß. Ein Klappstuhl hat normalerweise einen flachen, schmalen Sitz, weil er zwischen die Beine des Stuhls passen muss, wenn der Stuhl zusammengeklappt ist. Und die Rückenlehne ist häufig auch recht flach, weil ein Stapel Klappstühle bei der Lagerung möglichst wenig Platz beanspruchen sollte. Daher ist er am besten dafür geeignet, dass man darauf gerade nach vorne gerichtet sitzt. Einer seiner Zwecke ist auch, dass man ihn schnell als zusätzlichen Stuhl aus dem Lager holen kann. Dafür muss man akzeptieren, dass er nicht besonders gemütlich ist.
Der CH29 kann nicht zusammengeklappt werden. Und weil er das auch gar nicht sollte, konnte mein Vater bei der Konstruktion des Stuhls den Schwerpunkt auch auf den Sitzkomfort legen. Der Sitz ist deshalb besonders breit gestaltet und in der Mitte etwas nach hinten gebogen. Und die Rückenlehne konnte eine starke Wölbung bekommen, während ihr Winkel genau an die Neigung eines menschlichen Rückens angepasst wurde. Durch diese Maßnahmen bekommt man als Benutzer die Möglichkeit, sich im Stuhl zu drehen und zu wenden und in vielen verschiedenen Sitzstellungen eine angenehme Ruhe zu finden.
Alle Details beim CH29 sind deutlich vom sehr persönlichen Zugang meines Vaters zum Design geprägt. Die Vorderbeine sind rund und im Bereich des Sitzes dicker als anderswo, um die Festigkeit der Verbindungen mit den beiden Zargen zu verstärken. Nach oben und nach unten verjüngen sie sich, weil hier nicht so viel Holz nötig ist, und die Enden sind abgerundet, um den Eindruck von Leichtigkeit zu unterstreichen. Die Hinterbeine sind hingegen flach an den Seiten und nach oben besonders kräftig mit einer Krümmung nach hinten gestaltet. Das erste, damit die Kante an den Seiten an ihrem „Griff“ um das dickere Vorderbein nicht zu spitz und gezackt wird, und das zweite, um genug Holz für eine solide Zapfenverbindung mit den Vorderbeinen bereitzustellen.
Und schließlich hat die Rückenlehne des Stuhls an den Seiten Aussparungen, die durch ihre Größe und Form dazu beitragen, dem Stuhl sein luftiges und leicht wiedererkennbares Aussehen zu verleihen. Gleichzeitig sind sie auch für die Verbindung der Lehne mit den Vorderbeinen von Bedeutung. Aus Gründen der Bequemlichkeit des Stuhls ist die Wölbung nach oben an der Lehne kürzer als die Wölbung nach unten, und mit diesem Unterschied ist es einfacher, Vorderbein und Lehne mit vier kurzen Zapfen zu verbinden, als würde man zwei auf der gesamten Höhe der Lehne verwenden.
Mai 2021, Marianne Wegner
1954 hatte mein Vater für seinen Hersteller Carl Hansen den schlichten, komfortablen Esszimmerstuhl CH30 entworfen, der aus einem massiven Holzrahmen mit Sitz und Rückenlehne aus geformtem Holz bestand. Das Möbeldesign war zu diesem Zeitpunkt nicht gesetzlich geschützt und bald tauchten bei anderen Herstellern Stühle mit einem ähnlichen Design auf. Vom Sitz nach oben gab es nicht viele Unterschiede, aber bei den Konkurrenzprodukten waren die Sprossen einfacher und dünner gestaltet, um den Preis zu reduzieren. Und dies beeinträchtigte die Verkäufe beim CH30. Zwar meinten einige, dass sich mein Vater geschmeichelt fühlen sollte, weil er andere inspiriert hatte. Doch nachdem er mehrmals erleben musste, dass er ein neues Design kaum vorstellen konnte, bevor es nachgeahmt wurde, stellte dies ein Problem dar. Weil es seine Zeit braucht, um einen guten, neuen Stuhl zu entwerfen, ist die Vorbereitung der Produktion für den Hersteller eine kostspielige Angelegenheit – und niemand konnte vorhersagen, ob der Stuhl dann den Geschmack der Käufer treffen würde.
Doch statt aufzugeben, regte die „Konkurrenz“ meinen Vater in diesem Fall dazu an, eine neue Version seines CH30 zu entwerfen – den CH33. Die flachen Beine beim CH30 wurden durch runde ersetzt und die Hinterbeine haben oben einen charakteristischen Knick nach hinten bekommen, um die schräge Rückenlehne abzustützen. Bei gerade verlaufenden Hinterbeinen hätten die Seitenzargen verlängert werden müssen, was zur Entscheidung für die alternative Gestaltung geführt hat. Darüber hinaus wurde hier noch deutlicher als beim CH30 unterstrichen, dass bei diesem Stuhl das massive Gestell das Tragende und die beiden geformten Schalen das Getragene sind. Hierzu wurden die Seitenböcke beim CH33 gegeneinander nach oben eingekippt, wodurch beide Schalen –– jedoch insbesondere die Rückenschale – freier aus der Konstruktion hervortreten. Und um dies weiter zu unterstreichen, wurde die Rückenschale besonders breit gestaltet und sie bekam jetzt eine neue und präzisere Form mit spitz zulaufenden Enden.
Dass man wie beim CH33 (und dem Schalenstuhl) mit geformten Sperrholzschalen arbeiten konnte, wurde erst in den 1940er-Jahre möglich. Die Technik war bereits um 1930 eingeführt worden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von den Engländern weiterentwickelt und u. a. in Kombination mit Balsaholz in einem Flugzeug verwendet, das aufgrund seines leichten Gewichts den Namen „Mosquito“ bekam. Ein Probeflug zeigte, dass es ein besonders schnelles und manövrierfähiges Flugzeug war. Außerdem hatte es den Vorteil, dass es schwer vom Radar erfasst werden konnte. In Dänemark wurde dieses Flugzeug bekannt, weil es an der Bombardierung des Shellhauses in Kopenhagen und der Universität in Aarhus durch die Royal Air Force beteiligt war, zwei Gebäuden, die im Zweiten Weltkrieg von der Gestapo besetzt waren.
Mai 2021, Marianne Wegner
Unter den zahlreichen Stühlen mit Lehne meines Vaters gibt es besonders einen Typ, der immer wieder aufgetaucht ist. Bei diesem Typ laufen Rücken- und Armlehne in einem U-förmigen Kopfstück zusammen. Die meisten haben Armlehnen, die ganz nach vorn bis zu den Vorderbeinen reichen, während einige, wie der PP68 von 1987, etwas kürzere Armlehnen haben. Einer der Vorteile dieses Stuhltyps ist, dass die weiche Wölbung des Kopfstücks nach hinten es recht einfach machen, zwischen die Stühle zu treten und z. B. den Tisch zu decken oder zu servieren. Ein weiterer ist, dass man relativ leicht in den Stuhl hinein- und herausrutschen kann, indem man ihn dreht (während ein kantiger Stuhl dafür oft ganz zurückgeschoben werden muss). Daher sind Typen wie der PP68 besonders gut als Esszimmerstuhl geeignet.
Einen neuen Stuhl auf den Markt zu bringen, auf dem das Sitzen unbequem ist, wäre für meinen Vater undenkbar gewesen. Und weil er wusste, dass wir Menschen oft und unbewusst die Sitzstellung verändern, sollte der Stuhl hierfür die Möglichkeit bieten. Die Gestaltung des U-förmigen Kopfstücks und die Höhe über dem Sitz sind selbstverständlich ausschlaggebend dafür, dass man seine Arme ausruhen kann, ohne dass der Nacken oder die Schultern angespannt sind, und gleichzeitig die Lenden am richtigen Ort und im richtigen Winkel abgestützt werden. Deshalb sollte zwischen Kopfstück und Sitz auch Platz für das Gesäß sein. Der Sitz ist zudem leicht nach hinten zur rückwärtigen Kante geneigt, damit man nicht nach vorne rutscht.
Die besonderen Eigenschaften dieses Stuhltyps haben dazu geführt, dass er für die Restaurants auf Fährschiffen ausgewählt wurde, wo man in kurzer Zeit den Tisch decken und viele Menschen verköstigen muss. Es waren solche Stühle, die mein Vater für PP Møbler entworfen hat. Und offensichtlich haben sie die Erwartungen erfüllt, den knapp zehn Jahre später begann mein Vater, für ein weiteres Fährschiff den PP68 zu entwerfen. Dass der Stuhl für eine Fähre gedacht war, würde einem vielleicht nicht als erstes einfallen. Doch das Profil der Front der Armlehne, das ja etwas höher ist als breit, rührt davon her. Der Hintergrund hierfür war, dass die Fußböden auf Schiffen oft etwas unregelmäßig sind. Und da Tischplatten unbedingt waagrecht sein müssen, konnte die Höhe an den Seiten eines Tisches variieren. Wenn die Armlehne des Stuhls gegen die Tischkante abschließt, könnte ein etwas höheres Profil den Unterschied besser ausgleichen. Doch nicht alle Projekte wurden am Ende realisiert und der PP68 wurde nie auf hoher See eingesetzt. Doch dies ist zumindest die Erklärung dafür, dass die Armlehne bei diesem Stuhl nicht, wie bei vielen anderen Stühlen meines Vaters, breiter ist als hoch.
Mai 2021, Marianne Wegner
Mein Vater Hans Jørgensen Wegner wurde 1914 in Tønder geboren (damals lebten hier etwa 5.000 Menschen). In dieser Stadt verbrachte er die ersten 21 Jahre seines Lebens. Die Familie Wegner wohnte direkt gegenüber dem Haupteingang der Christkirche in der Smedegade 12, wo sich auch die Schuhmacherwerkstatt von Vater Peter befand. Daher wuchs mein Vater in einem Alltag auf, der vom Handwerk geprägt war. Er konnte natürlich Werkzeuge von seinem Vater ausleihen, doch wurde seine Aufmerksamkeit stärker von der Werkstatt und dem Holz in der Schreinerei angezogen, die sich drei Häuser weiter auf der Straße befand. Hier konnte er von klein auf die Stöcker und Holzstücke bekommen, die er brauchte, um seine Projekte zu machen.
An der Schule hatte er kein besonders großes Interesse. Hingegen hatte er immer viel Spaß am Malen und Zeichnen. Die Motive für seine Aquarelle fand er in seinem städtischen Umfeld. Ebenso zog es ihn immer wieder in die offene Landschaft außerhalb der Stadt mit dem Fluss Vidå. Die Natur bot ihm die Möglichkeit, Schmetterlinge und Insekten zu fangen, die Pflanzen kennenzulernen und Tiere und Vögel zu studieren. Und wenn einmal ein Dohlenküken in seinem Eifer zu früh das Nest in einem der hohen Bäume in der Stadt verlassen hatte, dann kümmerte er sich liebevoll darum.
Und auch der Fluss mit seinen Möglichkeiten, um Bötchen ins Wasser zu setzen, zu baden und zu tauchen, spielte eine wichtige Rolle. Mein Vater erzählte, dass er mit seinem älteren Bruder Heini einmal sogar noch im November im Fluss gebadet hätte. Sie hatten gehofft, dass ihre Mutter Nicoline dies nicht bemerken würde, doch mein Vater, der damals noch nicht sehr alt war, hatte sein Hemd leider auf links angezogen. Deshalb waren einige Ohrfeigen unvermeidlich. Viele Jahre später waren es aber die Fische, Kleintiere und Pflanzen, die er am Fluss und in den Anlagen der Stadt studiert hatte, die er mit Hilfe von sorgfältig herausgeschnittenen Furnierbildern (Intarsien) auf den Türen und Schubladenfronten seines so genannten „Fischschranks“ wiedergab. Für mich ist dieser Schrank das Möbelstück, das aufgrund seiner besonderen Motivwahl am offensichtlichsten mit der Kinder- und Jugendzeit in Tønder verbunden ist.
Als 14-Jähriger beginnt er eine Lehre als Schreiner und erlernt in den folgenden vier Jahren die Herstellung von Möbeln und anderen Dingen, die die Kunden bei seinem Meister Stahlberg bestellen. Er liebt die Arbeit mit Holz und bekommt daher seine eigene Hobelbank, die im Keller unter der väterlichen Werkstatt aufgestellt wird. Hier beginnt er, mit Hohleisen Figuren vor allem von Menschen und Vögeln zu schnitzen. Das Holz hierfür sind große Stücke von Eichenstämmen, die er auf der Straße findet, wenn die alten Häuser der Stadt renoviert werden. Vielleicht träumte er in dieser Zeit davon, Bildhauer zu werden? Sein Interesse daran scheint sich in der Stadt herumgesprochen zu haben, weil der Bildhauer Michael Laursen aus Aarhus auf Aufforderung seiner Angehörigen in Tønder der Familie Wegner einmal einen Besuch abstattet, um zu sehen, was der Sohn des Schuhmachers zu bieten hat. Jahre später sollten sich die beiden wiedertreffen, diesmal in Aarhus. Mein Vater hatte unterdessen Möbeldesign in Kopenhagen studiert und sollte jetzt Möbel für das neue Rathaus in Aarhus entwerfen. Laursen will gern einen Stuhl produzieren, den mein Vater entworfen hat, und er wird der erste sein, der einen solchen in Serie herstellt – den Schaukelstuhl ML-33. Und ja, am Rahmen dieses Stuhls sind tatsächlich ausgeschnittene Blattranken zu finden.
Und übrigens: Weil Peter (Mathiesen) Wegner ein sehr guter Schuhmacher war, zählte auch Graf Schack von Schloss Schackenborg zu den Kunden, für die er Schuhwerk nähte.
Mai 2021, Marianne Wegner
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